Grundeinkommen als sichere Basis in einer Welt des Wandels
Herausforderungen
Zunehmende Globalisierung und Digitalisierung verändern die Arbeitswelt und die Arbeitsmärkte grundlegend. Auch der bedrohliche Klimawandel und die Grenzen unseres blauen Planeten zwingen zu grundlegenden Veränderungen unseres Wirtschaftens. Die demographische Entwicklung wird die Altersstruktur der Gesellschaft verändern. Weltweit sind Millionen Menschen unterwegs, auf der Flucht vor Krieg, politischer Verfolgung, Armut oder weil der Klimawandel ihre Lebensgrundlage bedroht. Wir stehen vor gravierenden Veränderungen. Diese Entwicklungen bergen Risiken, aber auch enorme Chancen. Wir müssen den Wandel politisch so gestalten, dass die Veränderungen auch zum Wohle der Menschen beitragen. Das geht nur, wenn wir den Wandel mit sozialer Sicherheit verknüpfen.
Für eine Garantie sozialer Sicherheit
Wir Grüne bieten den Menschen eine positive Perspektive, die Mut macht und der Verunsicherung eine Garantie sozialer Sicherheit und die Ermöglichung gesellschaftlicher Teilhabe für alle entgegensetzt. Diese konkrete Vorstellung wollen wir wirtschafts-, finanz-, arbeitsmarkt- und sozialpolitisch schrittweise aber konsequent umsetzen.
Wir wollen eine Gesellschaft, in der alle dazu gehören und niemand ausgegrenzt ist. Wir wollen eine Gesellschaft, die bunt und vielfältig ist und in der es normal ist, unterschiedlich zu sein. Wir wollen eine Gesellschaft, in der jede und jeder die Möglichkeiten hat, selbstbestimmt an der Gesellschaft teilzuhaben. Das ist für uns ein Bürger*innenrecht!
Um an der Gesellschaft teilhaben zu können bedarf es eines inklusiven Bildungssystems und Arbeitsmarktes. Hierzu zählt ebenso ein garantierter und barrierefreier Zugang zu öffentlicher Infrastruktur wie Gesundheit, Mobilität, Schulen, Rathäuser, Kultur- und Sportstätten.
Zur Realisierung sozialer und kultureller Teilhabe gehört in einer Marktwirtschaft immer auch Geld. Aus diesem Grund bedarf es einer finanziellen Basisabsicherung. Diese ist am besten durch ein Grundeinkommen zu erreichen.
Grundeinkommen
Beim Grundeinkommen handelt es sich um eine regelmäßige Geldleistung des Staates, die allen Bürgerinnen und Bürgern ohne Bedürftigkeitsprüfung, individuell zusteht. Die Zahlung ist nicht an einen Zwang zur Arbeit oder eine andere Gegenleistung geknüpft. Das Grundeinkommen ist in diesem Sinne bedingungslos, denn es basiert auf der Zugehörigkeit der Menschen zur Gesellschaft und soll deren Existenz sichern sowie die kulturelle, soziale und politische Teilhabe an der Gesellschaft ermöglichen.
Das Grundeinkommen ist eine Art Vorschuss der Gesellschaft an jedes einzelne Mitglied. Damit wird das Signal gesendet: „Du gehörst dazu“.
Ein Grundeinkommen verringert Abhängigkeiten und ermöglicht so mehr individuelle Freiheit und Selbstbestimmung – auch die Freiheit, weniger erwerbstätig zu sein, um sich anderen, nicht bezahlten Tätigkeiten wie Ehrenamt, Pflegearbeit oder Kindererziehung, zu widmen oder auch mal durchzuatmen und nichts zu tun, um neue Energie zu schöpfen.
Gleichzeitig belohnt ein Grundeinkommen zusätzliche Erwerbstätigkeit stärker als im jetzigen Sozialsystem, weil auch Erwerbstätige das Grundeinkommen erhalten und nicht wie heute jeder zusätzlich verdiente Euro im Sozialleistungsbezug zu 80-100% oder sogar mehr angerechnet würde. Es befreit von wirtschaftlichen Existenzängsten und unterstützt eine selbstbestimmte Lebensgestaltung. Es motiviert zum Tätigwerden ohne finanziellen Druck – je nach Lebenslage für jeden individuell und flexibel ausgestaltbar. Es ermöglicht zudem kreatives, gesellschaftliches und soziales Engagement und macht Unternehmensgründungen einfacher. So wagt, wer nicht sofort alles verlieren kann, eher den Sprung in die Selbständigkeit.
Durch das Grundeinkommen wird das derzeitige Sozialsystem außerdem entbürokratisiert. Die bisherigen Leistungen zur Absicherung des Existenzminimums wie das Arbeitslosengeld II, das Sozialgeld, die Grundsicherung im Alter, das Kindergeld und BAföG-Leistungen werden zusammengefasst.
Über das Grundeinkommen hinausgehende Sozialleistungen, u.a. die sogenannten Mehrbedarfe bspw. für Menschen mit Behinderungen sowie die Sozialversicherungen, bleiben bestehen. Ein Grundeinkommen an sich hat mitnichten den Anspruch den bisher bestehenden Sozialstaat abzuschaffen. Es geht um einen existenzsichernden und Teilhabe ermöglichenden Sockel des bereits bestehenden ozialleistungsanspruches.
Grundeinkommen als Basis einer inklusiven und nachhaltigen Sozialpolitik
Das bisherige soziale Sicherungssystem orientiert sich am Normalarbeitsverhältnis und dem Normalerwerbsverlauf, also an Erwerbstätigen, die abhängig, vollzeit- und unbefristet beschäftigt sind. Je diverser jedoch die Arbeitswelt wird, desto dringender ist eine soziale Sicherung notwendig, die sich nicht starr am Erwerbsstatus orientiert, sondern universell alle Bürgerinnen und Bürger sozial absichert. Auch vor dem Hintergrund der gestiegenen Erwerbsbeteiligung von Frauen, ist eine breiter aufgestellte, soziale Absicherung unbedingt notwendig.
In diesem Zusammenhang wollen wir Grüne im ersten Schritt die Arbeitslosenversicherung zu einer Arbeitsversicherung weiterentwickeln, die alle Erwerbstätigen und damit alle Erwerbsformen absichert und Angebote für Weiterbildung für alle bereitstellt. Der Aspekt der Weiterbildung gewinnt zunehmend an Bedeutung angesichts des sich schnell vollziehenden Wandels am Arbeitsmarkt und der daraus resultierenden veränderten Anforderungen an die berufliche Qualifikation.
Für Rente, Krankenversicherung und Pflege gilt für uns Grüne das Prinzip Bürgerversicherung: Alle Bürgerinnen und Bürger zahlen auf alle Einkommensarten ein und alle sind nach den gleichen Regeln abgesichert. Das Prinzip Bürgerversicherung für die Sozialversicherungen und ein Grundeinkommen sind Ausdruck einer nachhaltigen, emanzipatorischen, inklusiven und solidarischen sozialen Sicherung, denn sie folgen dem Grundsatz: alle zahlen für alle. Durch die breite Finanzierungsbasis wird sowohl eine nachhaltige Finanzierung als auch eine nachhaltige soziale Sicherheit geschaffen.
Schritt für Schritt in eine Zukunft ohne Existenzangst
Die Einführung eines Grundeinkommens ist eine Systemumstellung und sollte daher behutsam gestaltet werden. Voraussetzung für die Einführung des Grundeinkommens ist eine breite Debatte in der Bevölkerung. Dazu gehören Fragen nach der Würde des Menschen und was einen Menschen ausmacht. Es geht unter anderem darum, den Begriff sowie den Wert von Arbeit und Erfolg neu zu definieren. Ehrenamtliches Engagement, Familienarbeit und künstlerisches Schaffen anzuerkennen und entsprechend zu werten.
Die Einführung einer einkommensabhängigen Garantiesicherung, wie Robert Habeck sie vorschlägt, ist ein richtiger Zwischenschritt. Je mehr automatisch ausgezahlte Leistungen ohne Bedürftigkeitsprüfung es gibt, desto besser, denn bedürftigkeitsgeprüfte Leistungen führen fast immer zu Stigmatisierung, sind bürokratisch und bewirken, dass Menschen durch das Netz fallen, obwohl sie einen Anspruch auf Leistungen haben (verdeckte Armut). Deswegen soll es für Kinder eine Kindergrundsicherung geben. Für das Alter wollen wir eine Garantierente einführen, sowie die gesetzliche Rentenversicherung zu einer Bürgerversicherung weiterentwickeln, damit alle Menschen im Alter sozial abgesichert sind. Auch für weitere Gruppen sollte es einkommensunabhängige Leistungen geben beispielsweise für Studierende, Arbeitslose, Künstlerinnen und Künstler und viele mehr. Unser Ziel ist jedoch ein Grundeinkommen für alle.
Basis für einen grünen Wandel der Zukunft
Die Kombination aus Grundeinkommen als finanzieller Basis, Bürgerversicherungen für Gesundheit, Pflege und Rente, dem Umbau der Arbeitslosenversicherung zu einer Arbeitsversicherung, einem inklusiven Arbeitsmarkt, einem inklusiven Bildungssystem, sowie dem Ausbau einer öffentlichen, barrierefreien Infrastruktur, schaffen zusammen eine Garantie der selbstbestimmten sozialen Teilhabe für alle. Dadurch erreichen wir die soziale Sicherheit, die notwendig ist, um die vor uns liegenden Herausforderungen politisch gestalten zu können. Das Grundeinkommen muss mit dem Steuersystem geeignet verbunden werden.
Wir Grüne wollen die Menschen in die Lage versetzen, an der Gesellschaft teilzuhaben und selbstbestimmt entscheiden können, wie sie leben möchten. Ein Grundeinkommen ist dafür eine notwendige Basis! Wir Grüne haben Vertrauen in die Bürgerin und den Bürger, die eigenverantwortlich und selbst entscheiden können, was gut für sie ist. Ja zu einem Grundeinkommen zu sagen, bedeutet ein Ja zu unserem grünen Menschenbild. Das ist sozial und gleichzeitig liberal. Es bietet die Basis für einen grünen Wandel der Zukunft.
Beschluss des Grünen Netzwerks Grundeinkommen am 17.3.2019 in Kiel
Verwandte Artikel
Endspurt für die Europäische Bürgerinitiative zum Grundeinkommen
Unterstützt bitte die Europäische Bürgerinitiative zum Grundeinkommen (EBI), falls noch nicht geschehen.
Bis einschließlich zum 25.06.2022 könnt Ihr noch mitzeichnen. http://www.ebi-grundeinkommen.de
Claudia Laux, Mitglied im Koordinationsteams unseres GRÜNEN Netzwerks Grundeinkommen, nimmt in Ihrer Funktion als Netzwerkrätin vom deutschen Dachverband http://www.grundeinkommen.de in Nürnberg am 18. und 19. Juni 2022 an einer Konferenz teil.
Anlässlich derer sind am Samstag, den 18.06.2022 von 10 – 12 Uhr zwei Info-Stände in der Innenstadt von Nürnberg geplant:
1. Am weißen Turm
2. An der Lorenzkirche
Dort in der Fußgängerzone werden Unterschriften für die sieben Tage später endende EBI gesammelt und die Passant*innen informiert zum Thema Grundeinkommen.
Abends ab 19 Uhr lädt das Netzwerk die Öffentlichkeit bei freiem Eintritt ein ins Bierwerk Nürnberg,
Eberhardshof 1 unter dem Motto:
Kunst für’s Grundeinkommen
Es erwartet Euch ein Abend mit der Sängerin Felicia Peters und mehreren Poetry Slamer u.a. mit Michael Jakob.
Logo des Netzwerks Grundeinkommen
Onlinegespräch: “Modellprojekt für ein Grundeinkommen”
Grundeinkommen
Grund Einkommen
wird Grundsatz
“Im Mittelpunkt unserer Politik steht der Mensch mit seiner Würde und Freiheit.
Jeder Mensch ist einzigartig und frei und gleich an Würde und Rechten geboren.”
#GrundeinkommenIstGrundsatz
Onlinegespräch: Modellprojekt für ein Grundeinkommen
mit Laura Brämswig (Expedition Grundeinkommen), Prof. Dr. Jürgen Schupp vom DIW sowie Dr. Wolfgang Strengmann-Kuhn (MdB)
Mittwoch, 12. Mai 2021 - 19 Uhr
Über das Grundeinkommen wird viel diskutiert. Immer lauter wird dabei die Forderung, Erfahrungen in einem Modellversuch zu sammeln. Ziel ist das bedingungslose Grundeinkommen in einem zeitlich, gesellschaftlich und räumlich begrenzten und überschaubaren Feld zu erproben.
Gemeinsam mit Laura Brämswig von der Initiative, Prof. Dr. Jürgen Schupp vom DIW sowie Dr. Wolfgang Strengmann-Kuhn (MdB) wollen wir am 12. Mai 2021, ab 19 Uhr, diskutieren, wie ein Modellversuch zum Grundeinkommen in Berlin oder sogar bundesweit aussehen könnte. Welche Voraussetzungen sind zu beachten und welche Erkenntnisse können wir erwarten?
Bitte melden Sie sich hier für die Veranstaltung des Grünen Netzwerk Grundeinkommen an. Sie erhalten die Zugangsdaten am Tag der Veranstaltung.
Fehler: Kontaktformular wurde nicht gefunden.
#GrundeinkommenIstGrundsatz
Weitersagen: Das Grundeinkommen ist für alle da!
Corinna Rüffer – Katrin Langensiepen – Menschen mit Behinderungen – Sommer-Talk – Grundeinkommen wird Grundsatz
Grundeinkommen
Grund Einkommen
wird Grundsatz
“Im Mittelpunkt unserer Politik steht der Mensch mit seiner Würde und Freiheit.
Jeder Mensch ist einzigartig und frei und gleich an Würde und Rechten geboren.”
#GrundeinkommenWirdGrundsatz
Grundeinkommen als Zukunft der Inklusion?
mit Corinna Rüffer, MdB und Katrin Langensiepen, MdEP
Freitag, 31. Juli 2020 - 19 Uhr
Aus der virtuellen Sommer-Talk-Reihe: “Grundeinkommen wird Grundsatz”
Das Grundeinkommen befördert die Inklusion und Teilhabe von Menschen mit Behinderung(en).
Ein ausreichendes Grundeinkommen – gerade auch für Menschen mit Behinderung – eine bedingungslose, einkommens- und vermögensunabhängige Basis, um sich materiell abgesichert frei ausprobieren zu können, um eigene Fähigkeiten entwickeln zu können und auch scheitern zu dürfen. Hier gilt der Grundsatz, dass Menschen mit Behinderung(en) nicht unfähige, sondern anders fähige Menschen sind. Außerdem verweigert sich das Grundeinkommen jedem Nutzenkalkül hinsichtlich menschlicher Existenz. Der Mensch hat Würde und Wert, weil er Mensch ist – egal, ob mit Behinderung oder nicht.
Damit möchten wir mit Corinna Rüffer MdB und Katrin Langensiepen MdEP sprechen und mit ihnen über die Vorteile und Möglichkeiten diskutieren, ob das Grundeinkommen ein geeignetes Instrument zur Erlangung echter Inklusion ist.
Corinna ist seit 2013 Mitglied der grünen Bundestagsfraktion und Sprecherin für Behindertenpolitik und Bürgerangelegenheiten. Davor war sie bei den Grünen in Trier politisch tätig. Im Bundestag ist sie Obfrau der Fraktion im Petitionsausschuss und ordentliches Mitglied im Ausschuss für Arbeit und Soziales.
Katrin kommt aus der Nähe von Hannover, ist Sprecherin der Landesarbeitsgemeinschaft Soziales Niedersachsen und Sprecherin der Bundesarbeitsgemeinschaft Behindertenpolitik. Seit letztem Jahr ist sie Mitglied des Europäischen Parlaments – und dort Vize-Vorsitzende des Ausschusses für Beschäftigung und soziale Angelegenheiten sowie Vorsitzende der Interparlamentarischen Gruppe von Menschen mit Behinderung.
Moderation: Dániel Fehér
#GrundeinkommenWirdGrundsatz
Weitersagen: Das Grundeinkommen ist für alle da!